Bahnhofsmodul Schaplingen


"Schaplingen" ist nicht "Schapen"

Ein kleines Bahnhofs-Gebäude war da und es wurde ein Kleinbahn-Bahnhof. Eine Beschreibung eines Modell-Bahnhofs.

Im Sommer 2005 erwarb ich den Kibri-Bausatz des Empfangsgebäude Schapen, dessen Vorbild an der ehemaligen Braunschweig-Schöninger Eisenbahn (BSE) steht. Nach einem Besuch des Originals, welches heute noch in einem hervorragenden Zustand als ökologische Forschungsstätte der Tierärztlichen Hochschule Hannover existiert, stellte sich leider heraus, daß aus vermutlich formtechnischen Gründen der Bausatz nicht wirklich dem gewählten Vorbild entsprach. Das ist aus wirtschaftlichen Gründen zwar nachvollziehbar, befriedigte mich aber nicht, worauf hin ich den Entschluss fasste, den Bausatz dem Original anzupassen. Ich nahm dann verschieden Modifikationen an dem Bausatz vor. Zwar stimmte das Modell jetzt noch nicht ganz in allen Details mit dem Vorbild überein, kommt ihm aber doch schon deutlich näher.
Damit hatte ich ein schönes Gebäude eines Kleinbahn-Bahnhofes, um das herum noch ein paar Gleise fehlten. Was sollte das nun für ein Bahnhof werden? Für ein größeres Projekt würde das Gebäude nicht passen. Daher wurde es ein Kleinbahn Bahnhof auf 2m Länge in zwei Segmenten. Eine Anlehnung an den original Bahnhof von Schapen war reizvoll. Ich entschied mich aber aus zwei Gründen dagegen: Erstens unterscheidet sich das Gebäude auch nach dem Umbau immer noch etwas vom Original und zweitens war der Original-Gleisplan für einen interessanten Modellbetrieb doch etwas unbefriedigend, weil er mit einem Umfahrungsgleis relativ wenig Betriebsmöglichkeiten zuließ. Ich entwarf daher einen Gleisplan, der mehr Betriebsmöglichkeiten zuließ, ohne den Charakter einer kleinen, beschaulichen Landstation zu zerstören. So entstand die Idee von "Schaplingen" - einer kleinen Landstation an einer ursprünglich privaten Kleinbahn im nördlichen Harzvorland, die aber später von der Staatsbahn betrieben wurde, womit auch DB- und DR-Fahrzeuge einsetzbar sind.


Bahnhofskonzept

Eigentlich ist der Bahnhof ein "Bahnhöfchen", denn mit einer Länge von zwei Metern bei der typischen Modulbreite von 50 cm für eingleisige HO-Regelspur-Module gehört es im Fremo zu den kleinen Betriebsstellen. Damit ist dann der hauptsächliche Einsatz des Bahnhofes in Klein- oder Nebenbahnästen vorgegeben. Durch die geringe Größe ist aber auch eine Benutzung im Hobbyraum zu Hause möglich. Wie schon erwähnt, wurde der Original-Gleisplan von Schapen modifiziert, um mehr Rangiermöglichkeiten zu schaffen: Neben dem Lade- und Güterschuppengleis direkt am Empfangsgebäude kam noch ein Stumpfgleis mit Seitenrampe und ein Anschlussgleis zu einem Getreidelager dazu. Durch die zusätzlichen Gleise ist ein geringer Güterverkehr auf dem Bahnhof sichergestellt.

Unterbau und Gleise

Im Großen und Ganzen handelt es sich bei den Modulkästen um unten offene Kästen. Ich verwandte die Fremo-Modulprofilen F99 und E99. Der Bahnhof ist in der Mitte in zwei Segmente teilbar. Durch eine mittige Trennung kann das Modul mit zwei Transportbrettern zu einer Kiste von 100 x 50 x 45 Zentimetern zusammengebaut werden. Somit ist ein Transport im normalen Kofferraum eines PKW möglich, und auch ist der gesamte Bahnhof noch durch eine Person zu transportieren. Die Kästen selbst bestehen aus 10 Millimeter starkem Industriesperrholz. Gestrichen wurden der Bahnhof in der grauen, genormten RAL 7001 Farbe. Als Beine kamen Regalstützen eines bekannten schwedischen Möbelhauses zur Anwedung. Die Gleise und Weichen wurden selbst gebaut. Verwendet wurden Code 70 Schienenprofile und Kleineisen von Weinert, bzw. einfach nur Tackerklammern. Die Gleise sind auf Holzschwellen aufgebaut. Einzelne Schwellen sind aus Kupfer kaschiertem Pertinax auf die die Profile aus stabilitätsgründen gelötet wurden. Die Weichen sind maßstäbliche 190er 1:7 für schwachen Oberbau.


Gebäude und Straßen

Das Empfangsgebäude basiert wie schon erwähnt auf dem Modell von Kibri. Was ich dort genau umgebaut habe (und vor allen Dingen wie...), darüber werde ich ggf. später noch was berichten. Auf der dem EG gegenüberliegenden Seite wurde ein Getreidelager von Faller aufgestellt. Bei diesem ist die Form des Daches etwas geändert worden, um dem Gebäude den süddeutschen Charakter zu nehmen. Das Bürogebäude des Lagers entstand aus Polystrolplatten und Teilen aus der Bastelkiste. Die Betonfläche vor dem Lager wurde mit Moltofill erstellt. Die andere Bahnhofsseite wird durch die Bahnhofszufahrt und die Ladestraße bestimmt. Für deren Bau wurden Spörle-Formen, Brawa-Platten und selbstgeritztes Moltofill verwendet. Auch die Rampe entstand aus Spörle-Formen.



Landschaftsbau

Durch die geringe Größe des Moduls blieb nicht viel Platz für eine ausschweifende Landschaft. Neben dem Lager ist eine Obstwiese entstanden. Die Bäume sind von Noch und wurden mit Woodland Turf als Belaubung optimiert. Der Maschendrahtzaun um die Obstwiese ist eine Gaze aus dem Hobby-Künstlerbedarf, welche mit der Airbrush farblich angepasst wurde. Auf der anderen Seite des Lagers ist ein abgeerntetes Getreidefeld dargestellt. Hierzu wurde als Boden gesiebte Gartenerde aufgebracht. Die Stoppen entstanden aus kurzen gelben Fasern die mit dem Elektrostaten ungleichmäßig aufgebracht wurden. Das Stroh ist langfaseriges Wintergras von Heki, das manuell in Reihen aufgehäuft und mit Fassadengrund fixiert wurde. Alle restlichen Flächen wurden mit dem Elektrostaten als wilde Wiesen gestaltet. Der gesamte Boden wurde mit Spachtelmasse nach der bekannten Methode, Holzleim, Abtönfarbe Umbra und Sand als Füllstoff gestaltet. Zur weiteren Auflockerung wurden noch Margeriten, Sonnenblumen und Farne von Busch verteilt. Die großen Bäume an der Zufahrt entstanden aus Kunststoff-Rohlingen von Heki, die mit Stahlwolle aufgefüllt wurden. Nach einer farblichen Anpassung mit Revellfarbe Nummer 46 und der Airbrush wurde dies mit Noch Lindenblätter belaubt. Die Birken entstanden aus Rohlingen und mit Begrünungsmaterial von Polak.


Betrieb

Aus der Dorfchronik: "Der Wirtschaftsraum Schaplingen ist durch die Landwirtschaft geprägt. Als einzige Industrie ist am Ort eine Konservenfabrik ansässig. Damit ergibt sich ein entsprechendes Frachtaufkommen am Bahnhof unseres kleinen Ortes. Früher hat die private Bahngesellschaft BSE (Bunkenstedt-Schaplinger Eisenbahn) es nicht für nötig gehalten einen größeren Bahnhof in Schaplingen einzurichten. Auch wenn der Name der Bahn etwas anderes Vermuten lässt. Es sollte nur eine kurze Stichstrecke bis Schaplinegn werden. Als dann aber an den nächst größeren Orten der Region Bunkenstedt reiche Braunkohlenvorkommen gefunden wurden ist die Bahn gleich viel weiter gebaut worden. Nur der Name ist geblieben. So ergab es sich das in der Nähe der Ortschaft Schaplingen nur ein Haltepunkt errichtet wurde. Doch schon bald zeigte sich, auch durch die Konservenfabrik, das ein Haltepunkt dem Frachtaufkommen nicht gerecht wird. Daher wurde ein Umfahrungsgleis an Stelle des ursprünglichen Bahnsteiges gebaut. Auf Anregung des Rittergutbesitzers Schulenbank wurde auch gleich ein Stumpfgleis mit Seitenrampe zur Viehverladung eingerichtet. Im Jahre 1934 baute dann noch die Raiffeisen Genossenschaft ein Getreidelager, das durch ein Anschlussgleis an die Bahn angeschlossen wurde. Und in dieser Form ist unser Bahnhof bis in unsere Zeit erhalten geblieben." Aus der (angenommenen) Geschichte des Bahnhofs lässt sich also das Güteraufkommen erahnen: Landwirtschafliche Güter, Vieh, Konserven im Versand und Verpackungsmaterial im Empfang. Dazu Saisonzüge mit Getreide vom Lager. Bei dem hier beschrieben Bahnhof sind Fahrzeuge mit RP25 notwendig, denn auf Grund der Code 70 Gleise und der Weinert Kleineisen können hier keine Fahrzeug mit hohen Spurkränzen eingesetzt werden. Das Modell ist zwar von der Landschaft und den Gebäuden in der Region Braunschweig angesiedelt, aber ansonsten wurde auf weitgehende Neutralität bezüglich der Bahngesellschaft Wert gelegt. Daher können im Bahnhof sowohl Fahrzeuge der Bundesbahn, einer Privatbahn, als auch die der DR der DDR verkehren. Einzig die gelbe Farbe der Gleissperre, statt rot, könnte bei DR Betrieb stören. Aber da war halt die rote Farbe gerade alle! Straßenfahrzeuge sind entsprechend auswechselbar. Die Epoche kann auf das Ende der Epoche 3 und Beginn der Epoche 4 festgelegt werden. Als Besonderheit soll noch auf die in dem Bahnhof eingebaute Sicherungstechnik hingewiesen werden. Die Gleissperren und Weichen sind durch Schlüsselabhängigkeit gesichert. Als Zugführerschlüssel wird hier die Schließung der Firma Junie Art.-Nr. 2040/30 Schließung B40 verwendet. Auf diesen Zugführerschlüssel hat sich die FREMO Regionalgruppe Berlin/Brandeburg geeingt. Diese Sicherungstechnik erhöht den Spielspaß auf diesem Mini-Bahnhof entscheidend.



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